Malzfabrik
Typ: Gewerbe, Industriedenkmal
Aufgabenbereich: Projektentwicklung, Projektmanagement
Ansprechpartnerin: Joachim Engstfeld
Architektur: Richard Schlüter 1914 ioo Planungsgesellschaft mbH 2009, DAHM Architekten GmbH
Grundfläche: 50.000 m²
Bruttogeschossfläche: 60.000 m²
Prozessstand: 1/3 der Fläche entwickelt
Baujahr: 1914 – 1918, Sanierung seit 2009
Kreativität, Kultur, Kreisläufe: Ein herausfragendes Baudenkmal als Schaffensraum der baulich-räumlichen Synthesen
„Eine Marke ist nur eine Wahrnehmung, und eine Wahrnehmung wird mit der Zeit zur Realität.“ Elon Musk
Das Industriedenkmal Malzfabrik ist eine ehemalige „Mälzerei“ der nach Jobst Schultheiss benannten „Schultheiss-Brauerei AG“– ein Areal, das eine außerordentliche Firmengeschichte von Bau und Nutzung mit Kultur und Innovation verbindet.
Seit 2009 wird auf dem ca. 50.000 qm großen Gelände ein weitgehend neuartiges und nachhaltiges Nutzungskonzept umgesetzt, das das Areal bereits jetzt in die Spitzengruppe der wichtigsten Standorte in der Berliner Kreativwirtschaft gehievt hat, ein lebendiges Zentrum für Kreativität, Kultur und Nachhaltigkeit. Die entstandene Nutzungsmischung von klassischem Gewerbe, büroorientierter Dienstleistung und Künstlerateliers, eine Programmatik, die die Potenziale des gültigen Bebauungsplans ausreizt, belebt nicht nur die Nutzungswelt, sondern stärkt parallel die Resilienz in Bezug auf eventuelle tiefgreifende Marktveränderungen.
Die strenge Fassadenbildung der Gebäude weist Parallelen zur richtungsweisenden, versachlichten Architektur von Beter Behrens auf: Starke Geometrisierung von Formensprache und Flächen sowie eine Monumentalisierung über gebäudehohe Lisenen im grundlegenden Duktus. Bedingt durch die ursprüngliche Nutzung wird das Ensemble durch vier weithin sichtbare und im Rahmen der Neubelebung restaurierte Darrenhauben dominiert.
Die baulichen Maßnahmen sind in vier Bauphasen gegliedert. Die ersten beiden Phasen sind zwischenzeitlich abgeschlossen, für die umfangreichen Planungen der dritten Bauphase wurde eine Baugenehmigung erteilt. Im Verlauf dieser Maßnahmen werden nicht nur traditionelle Bautechniken eingesetzt, sondern so weit wie möglich die überkommene Bausubstanz zusammen mit zahlreichen nutzungstypischen Einbauten aus der Entstehungszeit bewahrt, um einen möglichst authentischen Charakter der Gesamtanlage weiter zu gewährleisten.
Auf Ebene der Ressourcenwirtschaft sind innovative Technologien zur Energieeffizienz, wie Photovoltaikanlagen und effiziente Heiz- und Kühlsysteme, integriert. Dieses Maßnahmenspektrum zählt zum offiziellen Nachhaltigkeitsleitbild der „Green Steps“, mit denen die Entwicklung des Areals zukunftssicher und ressourcenschonend vorangetrieben wird.
Ein weiterer Treibriemen der Entwicklungsarbeit ist die nachhaltige und ökologische Gestaltung der Freiflächen und Dächer. Auf der parkähnlich gestalteten Freifläche des Areals wurde ein gebäudenaher Retentionsteich angelegt, in den das Regenwasser von ca.13.000 qm versiegelter Fläche im Rahmen des nachhaltigen Wassermanagements gefiltert und versickert wird. Im Zusammenspiel mit der weiteren Wasserfläche eines anschießenden, biotopartigen Weihers dient der parkähnliche nördliche Teil des Areals mit seinen gestalteten Grünflächen und Angeboten der Entspannung und Erholung, nutzungstechnisch angeschlossen an die Gebäude mit Gewerbe und Büronutzungen.
Diese ambitionierten Maßnahmen wurden mehrfach prämiert, so unter anderem mit dem „European Award for Ecological Gardening“, dem nationalen Location Award in der Kategorie „Nachhaltigkeit und Innovation“ und mit der Auszeichnung als „Berlins Schönster Firmengarten“ in der Kategorie „Biologische Vielfalt“.
Als weitere gestalterische Maßnahme sind in die Gesamtanlage, entlang den Leitlinien des Real Future-Prozesses, zahlreiche Kunstinstallationen integriert, die das räumliche Erlebnis akzentuieren und thematisch-kreativ aus zahlreichen Perspektiven zuspitzen. Auf Ebene verkehrliche Integration wird ein Mobilitätskonzept stetig weiterentwickelt, das das programmatische Ziel befördert, die Mobilität sowohl in Bezug auf den fließenden wie den ruhenden Verkehr zu optimieren.
Heute ist die Malzfabrik ein wachsender, lebendiger Ort, der Kreative mit klassischem Gewerbetreibenden, Dienstleistern und lokalem Quartiersmilieu zusammenbringt. Regelmäßige Veranstaltungen, Workshops und Märkte beleben das Gelände und definieren das Profil der Marke „Malzfabrik“ als zentralen kulturellen Hotspot in der Hauptstadt. Denn Produkte entstehen bekanntlich in einer Fabrik, aber erfolgreiche Marken und Standorte entstehen im Kopf, in der Wahrnehmungswelt der Synapsen.